Der Herr Doktor am Handgelenk: Wie akzeptiert sind E-Health-Werkzeuge?

Die Digitalisierung schreitet in allen Märkten fort, so viel steht fest. Noch in den Kinderschuhen steckt dabei der Markt für digitale Technologien im Gesundheitswesen, auch E-Health genannt. Während die elektronische Gesundheitsakte zumindest in Deutschland kontrovers diskutiert wird sind Fitnesstracker bereits im täglichen Einsatz – wenn auch (noch) nicht mit medizinischer Begleitung. Ansätze wie der Pflegeroboter oder die digitale Pille muten jedoch noch wie aus einem Science Fiction Roman an.
Der Pharmamarkt in Deutschland ist fast 40 Milliarden Euro groß. Auf immerhin 392 Millionen Euro taxiert man den E-Health-Markt 2017, also 1 % der Gesamtausgaben im Pharmamarkt. Tendenz steigend: Bis 2020 soll der Umsatz jährlich um 17,3 % wachsen (Statista, CAGR 2017-2020).
e-Health Welt
E-Health Welt

E-Health-Technologien und ihr Nutzen

Wir sind mit 1.000 Konsumenten in Deutschland in den Dialog eingestiegen und haben nachgefragt, welche E-Health-Technologien vom potenziellen Kunden wie beurteilt werden und in welchen Technologien die Menschen einen wahren Nutzen sehen.

Elektronische Gesundheitsakte

Die elektronische Gesundheitsakte speichert zentral Behandlungsdaten, Medikamente, Allergien und weitere Gesundheitsdaten der Krankenversicherten, gut vor Zugriffen von Unbefugten gesichert. Die Vernetzung der Daten soll den Informationsfluss zwischen Gesundheitsdiensten (Ärzte, Krankenhäuser, Apotheken, Krankenkassen) und den Behandlungserfolg verbessern.

Die Elektronische Gesundheitsakte trifft dabei auf viel Gegenliebe bei Patienten. Jeder Zweite beurteilt die Idee positiv und gut ein Drittel (36 %) findet sie für sich persönlich auch relevant.

Wie gut gefällt Ihnen die elektronische Gesundheitsakte alles in allem?
Da wir wissen, wie wichtig die Marke für den Erfolg von Innovationen ist, haben wir nachgefragt, wem Verbraucher beim Thema elektronische Gesundheitsakte vertrauen würden. Dabei stellt sich heraus, dass Institutionen wie die Krankenkasse, die Apotheke oder auch Krankenhäuser vertrauenswürdig sind. Große Krankenkassen wie die AOK, Barmer, BKK oder TK werden explizit genannt.

 

 

Welche Marken oder Institutionen passen am besten zur elektronischen Gesundheitsakte?

Fitnesstracker

Fitnesstracker sind bereits seit einigen Jahren im Einsatz. Smartwatches oder auch Smartphones bieten einige Funktionen wie Schrittzähler oder Aktivitätslevel standardmäßig an. Ebenso in den Markt eingestiegen sind der Profimarkt der Fitnessindustrie und Marken der alpinen Sportarten.

Ein Fitnesstracker ist ein tragbares elektronisches Gerät, das Ihre Aktivitäten im Alltag erfasst und Sie erinnert, selbst gesteckte Ziele zu erreichen. Er unterstützt eine gesunde Lebensweise und motiviert durch Belohnungen und Vernetzung der Daten mit Freunden und Familie.

Selbstredend ist nicht jeder fitnessbegeistert. Immerhin jedem vierten Deutschen gefällt die Idee des Fitnesstrackers und seiner Funktionen.

Wie gut gefällt Ihnen der Fitnesstracker alles in allem?

Interessanterweise setzen sich nicht ausschließlich die klassischen Fitnessmarken durch. Stattdessen ist das Feld bunt gemischt: Hier tauchen Marken der Digital-Experten wie Apple und von expliziten Fitnesstrackern (Fitbit) ebenso auf wie Krankenkassen (AOK), Spezialisten im Sportmarkt (Polar, Garmin) und Fitnessmarken (adidas, Nike).

 

Welche Marken oder Institutionen passen am besten zum Fitnesstracker?

Online-Sprechstunde

Die Online-Sprechstunde ist noch kein weit verbreiteter Service, sondern eher ein Szenario von Smart Cities der Zukunft. Oder eine Initiative einzelner Ärzte. Dabei stellt sich in Zeiten des demografischen Wandels bei einer alternden Gesellschaft die Frage, ob sich der ein oder andere Arztbesuch nicht effizient durch eine Online-Sprechstunde ersetzen liesse.
 
Die Befragten sind nicht generell abgeneigt. Nur einem Drittel behagt das absolut nicht, ihren Arzt online aufzusuchen. Drei von zehn Menschen können sich das dagegen durchaus vorstellen. Die These, dass sich vor allem die „Landbevölkerung“ eine Online-Sprechstunde wünscht, können wir nicht bestätigen. Zwar gibt es in der bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe einen signifikanten Unterschied zwischen den Menschen die in kleineren Gemeinden leben und der Großstadt-Bevölkerung. Aber dieser belegt das Gegenteil: Die größte Akzeptanz digitaler Möglichkeiten sehen wir bei den urbanen Städtern.
 
Die Online-Sprechstunde ermöglicht Patienten, ihren Arztbesuch per Video-Chat virtuell durchzuführen. So entfallen Anfahrt und Wartezeiten in der Praxis und auch räumlich entfernte Ärzte können um Rat gefragt werden.

 

Wie gut gefällt Ihnen die Online-Sprechstunde alles in allem?

Vertrauenswürdiger Absender eines solchen Service sind eindeutig der (Haus-) Arzt oder die Krankenkasse. Die Beziehung zwischen Arzt und Patient ist so sensibel, dass hier kaum eine Marke Platz findet. Immerhin im Kontext genannt werden Google, Microsoft, die Telekom oder auch DocMorris.

 

Welche Marken oder Institutionen passen am besten zur Online-Sprechstunde?

Vernetzter Pflegeroboter

Im Weiteren haben wir uns etwas weiter vorgewagt. Auch wenn wir bei Dialego sehr überzeugt sind, dass die Technologie immer dem Menschen dienen sollte ﹣ statt Technologie nur um der Technologie willen einzusetzen ﹣, so interessierte uns, wie die Menschen dem Pflegeroboter gegenüber stehen. Schließlich ist dieser regelmäßig Teil von Zukunftsszenarien, wie die Digitalisierung der alternden Gesellschaft dienen und fehlendes Pflegepersonal ergänzen könnte.
 
Der vernetzte Pflegeroboter übernimmt einfache Pflegeaufgaben wie die Überwachung der Vitalparameter, das Zählen von Tabletten etc. und entlastet so das Pflegepersonal.
 
Das Fazit der Befragten fällt weniger ablehnend aus, als wir es vielleicht erwartet hätten. Immerhin jeder Fünfte findet die Idee des vernetzten Pflegeroboters gut. Wenn auch 78 % die Technologie (heute) überhaupt nicht relevant finden, wird es spannend sein, ob wir den Pflegeroboter auch in Europa und Deutschland im Einsatz sehen werden. Vielleicht wird er unsere Pillen im Alter zuverlässig sortieren?
Wie gut gefällt Ihnen der vernetzte Pflegeroboter alles in allem?
Wie relevant ist der vernetzte Pflegeroboter für Sie persönlich?

Bei der Frage zum Pflegeroboter kommen den Menschen tatsächlich auch Assoziationen zu klassischen Roboterfirmen wie Kuka in den Sinn. Weitere potenzielle Marken im Segment sind neben dem Krankenhaus und Altenpflegeheimen digitale oder Technologie-Marken wie Google, Samsung oder Sony so wie deutsche Klassiker wie Bosch oder Siemens.
Welche Marken oder Institutionen passen am besten zum vernetzten Pflegeroboter?

Digitale Tablette

 
Die digitale Tablette besteht aus einem bekannten Wirkstoff und einem Sender. Durch die Magensäure zersetzt sich das Medikament und sendet so Signale an ein Smartphone. Dadurch kann überprüft werden, ob Patienten ihre Medikamente wie vorgeschrieben einnehmen.
 
Was denken die Konsumenten dazu? Zwei Drittel lehnen die Idee durchweg ab, 83 % könnnen sich die Einnahme (aktuell) selber nicht vorstellen.
Wie gut gefällt Ihnen die digitale Tablette alles in allem?
Wie relevant ist die digitale Tablette für Sie persönlich?
Entsprechend kritisch sind auch die Aussagen zur Markenpassung. FBI, CIA und Stasi kommen – verständlicherweise – als Assoziationen. Dennoch werden auch vertrauenswürdige Klassiker im Pharmasegment als mögliche Anbieter eines solchen Produktes genannt, allen voran Bayer. Erstaunt hat uns, dass auch Google oder Apple potentiell „geschluckt“ werden würden.
Welche Marken oder Institutionen passen am besten zur digitalen Tablette?

Wie in jeder Branche nehmen die Menschen digitale Anwendungen nicht durchweg offen oder gar positiv auf. Insbesondere, wenn es um den Datenschutz geht, kommen nach wie vor Ängste zum Tragen. Digitale Ethik wird im Gesundheitswesen der Zukunft eine große Rolle spielen. Auch die Relevanz wird kritisch beurteilt, je weniger konkret und/oder je weiter entfernt die Einsatzmöglichkeiten sind. Wir dürfen alle gespannt sein, wie sich das Segment E-Health entwickelt.

 

Zur Studie

Im November 2017 befragten wir 1.000 Menschen ﹣bevölkerungsrepräsentativ für den Bundesdurchschnitt ﹣zum Thema.

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CEO

Andera Gadeib ist Gründerin und CEO von Dialego. Die Wirtschaftsinformatikerin ist seit vielen Jahren ausgewiesene Expertin in Sachen Digitalisierung. Sie ist unter anderem Mitglied im Beirat für junge digitale Wirtschaft im BMWi und im Vorstand des deutschen IT-Mittelstandes bitmi.

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